Urban Mining und zirkuläres Bauen

Der Kreistag beschließt:           

  1. Der Main-Kinzig-Kreis wird beauftragt, ein Konzept zum zirkulären Bauen sowie eine Strategie für „Urban-Mining“ zu erarbeiten. Hierzu wird neben dem Amt 65 das „Klima-Team“ des Kreises beauftragt.
  2. Der Main-Kinzig-Kreis wird beauftragt, die Bodenbörse des Main-Kinzig-Kreises zu bewerben und somit eine stärkere Nutzung zu erreichen.
  3. Der Main-Kinzig-Kreis wird aufgefordert, ein Konzept für die Einführung einer Baustoff- und Materialbörse zu entwickeln.
  4. Die Konzepte sowie die Strategie sind dem Ausschuss für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Umwelt und Landwirtschaft zur Beratung vorzulegen.

Begründung:

Bis 2040 soll der Main-Kinzig-Kreis Klimaneutral werden. Die hierfür beschlossenen Maßnahmen im aktuellen Klimaschutzkonzept müssen hier noch um den wichtigen Bereich des Bauens erweitert werden. Hier wird, im Rahmen von Sanierungen und Neubauten, viel CO2 produziert. Allein der Baubereich ist in Deutschland für rund 40 Prozent der CO2  Emissionen und 55 Prozent des Abfallaufkommens verantwortlich. Genau diese Auswirkungen auf das Klima durch den Verbrauch von Ressourcen gilt es weitgehend zu vermindern.

Denn: Im Jahr 2022 wurden laut Abfallmengenbilanz des Landes Hessen im Main-Kinzig-Kreis 4.443 Tonnen Bauabfälle und 51.235 Tonnen Boden, Steine und Baggergut zur Entsorgung angenommen. Damit liegt der MKK mengenmäßig an zweiter Stelle nach dem Odenwaldkreis. Hier zeigt sich deutlich ein entsprechender Handlungsbedarf.

Die hierfür zu erarbeitende Strategie des Urban-Minings bedeutet, Sekundärrohstoffe, beispielsweise aus Gebäuden, bestehender Infrastruktur, Fahrzeugen oder anderen langlebigen Gütern, wieder zu verwenden, die beispielsweise bei Abriss, Neubau oder Nutzungsende vernichtet worden wären.

Das Umweltbundesamt stellt Urban Mining unter den Begriff des „Stadtgolds“ und sagt hierzu, dass „mittels Urban Mining Primärrohstoffe eingespart und Umweltbelastungen über die gesamte Wertschöpfungskette robust reduziert werden.(…) Das anthropogene Lager in Deutschland ist eine Schatzkammer für die Deckung unseres Rohstoffbedarfs, die jährlich größer wird.“ Entsprechende Leitfäden seitens des Umweltbundesamtes liegen bereits vor.

Die bisherige Praxis, Rohstoffe meist in anderen Ländern abzubauen, zu nutzen und dann als Abfall entweder minderwertig zu gebrauchen, zu vergraben bzw. zu verbrennen ist nicht zukunftsfähig. Immer wichtiger ist es, das Prinzip der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu etablieren.

Der Main-Kinzig-Kreis als Bauträger hat hier eine entsprechende Verantwortung, bereits bei aktuellen Baumaßnahmen auf die Rückbaufähigkeit von Materialien zu achten. Der Kreis wird deswegen beauftragt, im Rahmen der Entwicklung einer Strategie Strukturen zu schaffen, die die Lagerung von Material ermöglichen sowie Wiederverwertungsbörsen einzurichten und über die Möglichkeiten z.B. des zirkulären Bauens ist zu informieren. Dies bedeutet, unnötigen Ressourcenverbrauch zu vermeiden, die Abfallentstehung zu minimieren und den Umwelt- und Gesundheitsaspekt der eingesetzten Materialien beim Bauen zu beachten. Knappe Rohstoffe und steigende Preise erhöhen die Dringlichkeit, sich auf die Anforderungen des Kreislaufprinzips insbesondere im Bausektor einzustellen.

Es ist absehbar, dass über die aktuelle Gesetzgebung hinaus und bei Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen die zu ergreifenden Maßnahmen steigen werden. Daher ist es wichtig, rechtzeitig kommunale Konzepte und Strategien zu entwickeln. 

Die bestehende Bodenbörse des Kreises wird hingegen nur wenig genutzt. Es ist deswegen wichtig, dass das bestehende Angebot des Kreises durch gezielte Werbemaßnahmen, beispielsweise auf Online-Portalen oder in den Printmedien, stärker bekannt zu machen.

Um die Lücke zwischen dem kommunalen und dem privaten Bausektor zu schließen, wurde beispielsweise in der Stadt Kassel im Jahr 2021 die Gründung einer Baustoff- und Materialbörse beschlossen. Dies wurde vom dortigen Klimarat empfohlen. Im Jahr 2022 wurde ein entsprechender Antrag in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung einstimmig angenommen. Mit einer Baustoff- und Materialbörse werden besonders Bauträger im privaten und kommerziellen Bereich angesprochen und eine Wiederverwertung bestehender Baustoffe und Materialien erreicht.