Gegenstand der Anfrage:
Im April 2022 wurden an der Geschwister-Scholl-Schule Container wegen dem Umbau der Klassenräume bezogen. Kurz darauf traten bei den Schülerinnen und Schülern sowie bei den Lehrkräften, die sich in den Containern aufhielten, dauerhafte Beschwerden auf. Dies wurde von Seiten der Schulleitung an den Main-Kinzig-Kreis mitgeteilt.
Die Beschwerden reichten von Migräne, starker Schwindel, Erschöpfung bis hin zu Sehproblemen. Die Probleme wurden von Lehrkräften sowie den Schülerinnen und Schülern dokumentiert.
Der Main-Kinzig-Kreis riet daraufhin zu vermehrtem Lüften. Dennoch nahmen die Beschwerden weiter zu. Eine Lehrkraft musste sogar im Krankenhaus per MRT untersucht werden.
Im November 2022 erfolgte eine Co2-Messung durch eine vom Kreis beauftragte Gutachterin. Diese attestierte keine erhöhten Schadstoffe die Langzeitwirkung hätten und führte die Beschwerden auf falsches Lüften zurück. Eine Feinmessung wurde nicht durchgeführt.
Während den Winterferien stellte sich bei allen Betroffenen eine Besserung ein.
Im Mai 2023 wurde durch die Schulleitung Herr Schönewitz vom Medical Airport Service mit einer Schadstoffmessung beauftragt. Im Anschluss wurde eine Feinmessung in den Containern durchgeführt.
Die seit Juni 2023 vorliegenden Ergebnisse der Feinmessung zeigen eine starke Erhöhung zahlreicher schädlicher Werte.
Daraufhin wurde die Empfehlung ausgesprochen, die Räume zu schließen und nicht mehr zu nutzen. Eine Sperrung der Räume wurde daraufhin von der Schulleitung veranlasst.
Im Oktober 2023 fand ein Runder Tisch unter Beteiligung des Main-Kinzig-Kreises, des Medical Airport Services sowie der Unfallkasse statt, wo die Ergebnisse besprochen wurden. Die Ärzte des Kreises und des Medical Airport Services erarbeiten nun den weiteren Handlungsverlauf.
Die Kreistagfraktion Bündnis 90/Die Grünen bittet um Beantwortung der folgenden Frage/n:
- Wieso wurde nach dem Auftreten der ersten Beschwerden bei Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften keine sofortige Schadstoffmessung in den Containern durchgeführt?
Antwort:
Die erste mündliche Beschwerde durch einen Lehrer der Geschwister-Scholl-Schule erreichte das Amt für Schulwesen, Bau- und Liegenschaftsverwaltung (Amt 65) am 12.01.2023. Rund zwei Wochen danach wurde Amt 65 auch per Mail von der Schulleitung schriftlich in Kenntnis gesetzt. Tags darauf informierte der Leiter der Abteilung Baumanagement des Amtes 65 die Schulleitung darüber, dass das Büro für Technischen Umweltschutz (BTU) mit der Ursachenforschung beauftragt wird.
- Wieso wurde, erst sechs Monate nach dem Auftreten der ersten Beschwerden, eine Schadstoffmessung aber keine Feinmessung durchgeführt?
Antwort:
Unter Bezugnahme auf die Ausführungen zu Frage 1 entwickelten sich die Ereignisse chronologisch wie folgt:
31.01.2023:
Vor-Ort-Termin des Büros für Technischen Umweltschutz gemeinsam mit Schulleitung und Vertretern des Schulträgers. Aufforderung gegenüber dem Lieferanten der Container zur Benennung der verbauten Materialien. Anschließend Sichtung der Datenblätter mit Hinweisen auf Problemprodukte die den Reinigungsmitteln.
24.02.2023:
Installation von Datenloggern durch das Büro für Technischen Umweltschutz, um Temperatur- und Luftfeuchtemessungen durchzuführen. Erste Rückmeldungen hierzu erfolgten seitens BTU bereits am 26.02.2023.
17.03.2023:
Rückbau der Datenlogger und Auswertung durch das Büro für Technischen Umweltschutz. Übermittlung eines Zwischenergebnisses durch BTU. Notwendigkeit einer weiteren Begehung.
05.04.2023:
Weitere Begehung durch das Büro für Technischen Umweltschutz. Die Übermittlung des finalen Ergebnisses an den Main-Kinzig-Kreis erfolgte am 07.04.2023. Aus Sicht des Büros für Technischen Umweltschutz bestand kein akuter Handlungsbedarf.
- Liegen dem Main-Kinzig-Kreis die Ergebnisse der Schadstoffbelastung des Containers am Schulstandort Geschwister-Scholl-Schule vor?
Antwort:
Losgelöst von den Aktivitäten des Amtes 65 wurde der Medical Airport Service (MAS) mit Messungen beauftragt, die am 24.04.2023 durchgeführt wurden. Eine Übermittlung der Ergebnisse an Amt 65 erfolgte jedoch erst nach mehrmaliger Anforderung. Die Ergebnisse der Messungen des MAS wurden erst am 18.10.2023 in einem persönlichen Gespräch durch den Messtechniker vorgelegt.
- Wie bewertet der Main-Kinzig-Kreis die Ergebnisse der Feinmessung?
Antwort:
Die gemessenen Daten wurden umgehend zur Beurteilung einer Gesundheitsgefährdung an das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr (Amt 57) des Main-Kinzig-Kreises weitergeleitet. Aktuell ist Amt 57 mit einer Ärztin des MAS im Austausch. Das Ergebnis wird der Schule am 19.12.2023 vorgetragen.
- Werden Container des gleichen Typs/der gleichen Firma auch an anderen Schulstandorten im Main-Kinzig-Kreis eingesetzt?
Antwort:
Ja, Container des gleichen Typs werden auch an anderen Schulstandorten eingesetzt.
- Wenn ja, an welchen Schulstandorten und seit wann?
Antwort:
Haingarten-Schule – seit Sommer 2021
Philipp-Reis-Schule (Dependance) – seit Sommer 2021
Adolf-Reichwein-Schule – seit Sommer 2021
Sterntaler-Schule – seit Sommer 2021
Geschwister-Scholl-Schule – seit Winter 2021/2022.
Alle vorgenannten Containeranlagen wurden zeitgleich beauftragt.
- Gibt es weitere Schulen im Main-Kinzig-Kreis, bei denen ähnliche Probleme bestehen?
Antwort:
Nein, es gibt keine weiteren Schulen mit ähnlichen Problemen. Aktuell sind im Main-Kinzig-Kreis 93 Klassen in Containern untergebracht. Bei diesen Containern sind nirgendwo Problematiken dieser Art bekannt.
- Ist geplant, bei der anstehenden Sanierung der Klassenräume der Schule wieder auf die vorhandenen Container zurück zu greifen?
Antwort:
Aktuell wird geprüft, inwieweit während der Sanierung Unterricht in den Containern stattfinden muss. Da es durch organisatorische Verlagerungen Ausweichmöglichkeiten gibt, wird derzeit nicht davon ausgegangen. Die Sanierungsmaßnahme soll zudem in den Sommerferien 2024 abgeschlossen sein, so dass von einem überschaubaren Zeitfenster auszugehen ist.
- Wieso wurde von Seiten des Kreises keine eigenständige Sperrung der Container vorgenommen?
Antwort:
Da auf Basis des Gutachtens des Büros für Technischen Umweltschutz keine Sperrung erforderlich schien, wurden lediglich kleinere Maßnahmen (wie zu Beispiel die Einhaltung eines Lüftungsplanes etc.) angeordnet.
- Gibt es im Amt 65 eine generelle Vorgehensweise bzw. einen einheitlichen Ablauf, wie auf Rückmeldungen bzgl. Schadstoffbelastung/Geruchsbelästigung an Schulen reagiert wird?
Antwort:
Da vergleichbare Fälle wie derzeit an der Geschwister-Scholl-Schule glücklicherweise die Ausnahme darstellen, gibt es keine generellen Vorgehensweisen, sondern stets individuell und zu dem jeweiligen Ereignis angepasste Maßnahmen und Vorgehensweisen. Höchste Priorität hat dabei natürlich, Gesundheitsschäden von den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen und Lehrern abzuwenden. Insofern ist das zeitnahe Handeln der Verwaltung in einer der Situation angemessenen Form und ggf. unter Einbindung externer Fachbüros sowie der Expertise des Amtes 57 sowie das Ergreifen der individuell notwendigen Maßnahmen höchste Maxime des Amtes 65.
- Wenn ja, welche Schritte beinhaltet dieser?
- Wenn nein, ist geplant, einen solchen zu stellen?
- Wenn nein, wieso nicht?
Antwort:
Siehe hierzu die Antwort zu Frage 9.
- Wie sieht das weitere Vorgehen an der Geschwister-Scholl-Schule aus?
Müssen die Container weiter genutzt werden?
Antwort:
Die Container sind seit kurzem aus dem personenbezogenen Schulbetrieb genommen und werden aktuell zu Lagerzwecken genutzt.
- Welche konkreten Schritte sind jetzt angedacht?
Am 19.12.2023 erfolgt ein Gespräch von Vertretern des Schulträgers mit der Leitung der Geschwister-Scholl-Schule, den Ärzten des Medical Airport Service und des Amtes für Gesundheit und Gefahrenabwehr, um die nächsten, ganz konkreten Schritte zu besprechen.